Literatur bietet facettenreiche erinnerungskulturelle Funktionsmerkmale. Einerseits soll Vergangenes dargestellt werden, welches meint, dass Erinnerungen literarisch aufgearbeitet und in einer ansprechenden Weise präsentiert werden. Dieses kann in Form von Geschichtsbildern erfolgen. Andererseits soll den Generationen verdeutlich werden, dass der Historie, ihr Werdegang und ihren Personen in der Gegenwart Bedeutung zukommt. Weiterhin soll einer Vermittlung zwischen „neuen“ und wieder aufgelebten Erinnerungen im kollektiven Gedächtnis stattfinden. Ebenfalls wird das kollektive Gedächtnis immer wieder aktualisiert. Dies bedeutet, dass eine Reflexion über Vorgänge und Schwierigkeiten innerhalb vorgenommen wird.
Es wird eine Verbindung zwischen Literatur und Gedächtnisprozessen gesehen. Beide ähneln sich darin, dass sie ausgeprägte Erinnerungsgestalten formen und der Narration, wie auch den Gattungsmustern, eine hohe Wichtigkeit zusprechen. Der Unterschied ist, dass literarischen Texten bestimmte Privilegien und Restriktionen anerkannt werden. Literatur erbringt eine gewisse Leistung.
Literarischen Texten kommt die Funktion als Speicher- und Zirkulationsmedium zu. Diese können durch einen Prozess, in dem ein Bestandteil von Texten oder Handlungen als ausschlaggebend und präskriptiv festgeschrieben wird, zu kulturrelevanten Texten werden. Das Sammeln und Ordnen dient dazu, literarisches Texte in einem Kanon zusammen zu fassen und Traditionen zu sichern. Durch die Kanonisierung gelangen die kulturellen Texte in das Funktionsgedächtnis und bilden das Speichermedium. Im Zirkualtionsmedium befinden sich Texte nicht kultureller Orientierung, welche trotzdem das kollektive Gedächtnis beeinflussen.
Literatur besitzt insgesamt eine gewisse Wirkung auf personengebundene Erinnerungen, die, einzelnd oder in Auseinandersetzungen, vergangene historische Geschehnisse verändern. Somit wird ein Erinnerungsprozess deutlich.
Erll (2017): Literatur als Medium des kollektiven Gedächtnisses
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