Heute wollen wir euch eine minimierte Lesung zu dem Jugendbuch „drüben! von Simon Schwartz geben. Darin wird die Thematik der DDR fokussiert, indem Verfolgung und Verständnis dargestellt werden. Das Buch basiert auf realen Ereignissen, welche Schwartz über seine Eltern wiedergibt.
Die Textstellen, die vorgestellt werden, befinden sich auf den Buchseiten 76 bis 77.
Vorher solltet ihr wissen, dass Schwartz Eltern in der DDR lebten und andere Ansichten als das politische System hatten. Sie zweifelten an den Vorgaben, Beeinflussungen und Grenzen, denen die DDR-Bürger ausgesetzt waren. Als sie dann ein Kind erwarteten, wurde ihnen bewusst, dass sie ihr Kind nicht in diesem Staat aufziehen wollten. Daher stellten sie einen Ausreiseantrag, weshalb sie von der Staatssicherheit beobachtet wurden. In der Textstelle geht es um die Konfrontation zwischen Schwartz Eltern und den Eltern ihres Vaters.
Simon Schwartz erzählt: „Meine Eltern trafen sich mit den Eltern meines Vaters, um ihnen von ihrer Entscheidung zu berichten. Was genau an diesem Tag passierte, ist für mich heute nur schwer nachzuvollziehen bzw. zu erzählen. Für meine Großeltern muss es ein Schock gewesen sein. Das Undenkbare. Sie erkannten ihren eigenen Sohn nicht wieder. Mein Vater hatte seine Gedanken und seine Unzufriedenheit bisher immer von ihnen ferngehalten. Sei es aus Unsicherheit oder aus Wissen um ihr Unverständnis. Kurze Zeit später machten meine Großeltern deutlich, dass sie jede Diskussion und jeden Kontakt als beendet betrachten, solange mein Vater den Antrag nicht zurückzog. (…) Meine Großeltern müssen sich von ihrem Sohn genauso verstoßen gefühlt haben. Sie erkannten nicht, dass die Entscheidung meiner Eltern nicht gegen sie, sondern gegen das System gerichtet war.“
Bildquelle: https://www.deutschlandfunk.de/zeichner-simon-schwartz-geschichtsbilder-von-der.807.de.html?dram:article_id=460049
29. Juli 2020 um 16:09 Uhr
Die Textstelle in dieser minimierten Lesung finde ich sehr gut gewählt. Es wird deutlich, welche Auswirkungen die Repressalien des DDR-Regimes auf Familien hatten. Die Problematik, seine Kinder nicht in einem Land aufwachsen sehen zu wollen, in dem keine Kritik geduldet wird und es nur eine, nämlich die staatliche Meinung gibt, wird hier sehr deutlich. Diese Textstelle regt an, dieses Jugendbuch zu lesen. Heute ist es für Jugendliche völlig unverständlich, einen Ausreiseantrag stellen zu müssen, um ein Land zu verlassen, in dem man nicht mehr leben will und dass man deshalb überwacht wird und die Familie sich von einem abwendet. In diesem Jugendbuch können sich die Lesenden bestimmt in die Gedanken von dem Protagonisten Simon Schwartz hineinversetzen.
Schade finde ich allerdings, dass die Lesung nicht mündlich, sondern schriftlich abgehalten wurde. Es ist doch eine andere Erfahrung, wenn einem das Buch mündlich vorgestellt und eine Textstelle daraus vorgetragen wird, als wenn man sie selber liest.
Um in die Situation einzuführen, wäre es für Jugendliche einfacher, wenn sie etwas mehr über das Buch erfahren würden.
30. Juli 2020 um 18:51 Uhr
Ein wirklich gutes Heranführen an die Mini-Lesung. Die kurze Zusammenfassung des Inhalts finde ich daher perfekt. Mich persönlich spricht auch die Anrede an die Kinder sehr an.
Die kurze Lesung macht deutlich, welche inneren Konflikte die Bürger der DDR zu bewältigen hatten.