Leitfragen zu Eltern/Lehrerfiguren/Generationenverständigung
1. Welche generationenspezifischen Wahrnehmungen, Erlebnisse und Erfahrungen werden
dargestellt und zueinander in Beziehung gesetzt?
zu „Fritzi war dabei“
> zwischen Eltern
– Eltern streiten sich
• Mutter: zeigt Verständnis für Flucht von Fritzis Mitschülern
• Vater: zeigt kein Verständnis, ist empört (zunächst)
> Schule
– Lehrer/innen zeigen, wenn ihnen westliche Sachen nicht gefallen (z.B. Westfernsehen ist
schlecht)
– Kinder fehlen nach den Sommerferien
• Lehrer/innen geben nur kurzen Kommentar ab
• missbilligen die Flucht
• stehen unter Druck des Staates
- Generationsspezifische Wahrnehmungen:
– Die Eltern haben sich ein eigenes Bild der Lage gemacht (Mutter möchte in den Westen, Proteste an der Nikolaikirche – Vater sieht die Situation in der DDR zu Beginn der Erzählung sehr entspannt, alles hat seine Richtigkeit. Gegen Ende fängt er aber an, sich Gedanken zu machen und unterstützt die Meinung seiner Frau)
– Die Kinder finden die Gesamtsituation sehr interessant, sie fragen viel nach und schauen sich im TV die Berichte an. Sie haben allerdings keine richtige Meinung zu dem Thema, sondern gerade zu Beginn der Geschichte, wo die Ansichten der Eltern unterschiedlich sind, hat man das Gefühl, dass die Kinder eher zwischen den Stühlen stehen - Generationsspezifische Erlebnisse:
– Fritzi erlebt die Situation in der Schule mit, wo auf einmal eine Mitschülerin nicht mehr im Klassenzimmer sitzt und sie mitbekommt, dass ihre Familie nach Ungarn gegangen sein soll. Außerdem sieht sie vor einem Haus in der Nachbarschaft ein Auto stehen mit einer weißen Schleife und später ist das Auto weg (die Familie ist ebenfalls in Ungarn)
– Die Eltern erleben Auswirkungen der Ungarnreisenden, weil bei der Arbeit einige Leute plötzlich nicht mehr da sind.
– Des Weiteren ist die Mutter bei den Protesten der Nikolaikirche dabei und kann dort am nächsten die Meinung der Bürger mitbekommen - Generationsspezifische Erfahrungen:
– Die Oma von Fritzi ist in den Westen gegangen und lebt nun dort. Sie kommt die Familie ab und zu besuchen – die Familie darf sie allerdings nicht besuchen, da sie den Osten nicht verlassen dürfen
– Am Ende der Geschichte reisen Fritzi, ihr Bruder und ihr Vater in den Westen und überraschen die Oma, alle sind zu Tränen gerührt und können ihr Glück nicht fassen
zu „drüben!“
> Wahrnehmung und Erfahrung
– Großeltern ( väterlicherseits)von Simon verstehen nicht, weshalb ihr Sohn und ihre Schwiegertochter einen
Ausreiseantrag gestellt haben
• sind kommunistisch
• Eltern von Simon wollen frei sein in ihren Entscheidungen, ihrem Lebensstil
• die Großmutter von Simon wohnt im Westen und versteht die Eltern von Simon
zu „Gertrude grenzenlos“
– Ina erlebt eine tiefe Freundschaft zu Gertrude
– Gertrudes Eltern denken anders als andere DDR Bürger und gelten damit als Staatsfeinde
– Getrudes Eltern sind religiös
– im Buch werden die Beobachtungen durch die Stasi, Beeinflussung und Benachteiligung von
SuS durch Lehrer dargestellt > wie es in der Realität auch war
– Getrudes Geschwister werden benachteiligt, dürfen nicht studieren.
zu ,,Bye-Bye, Berlin“
- Generationsspezifische Wahrnehmungen
– Nadja versteht ihren Vater nicht, warum er nicht kämpft und warum er sich keinen neuen Job sucht. Sie schämt sich oft dafür, dass sie kein Geld haben und dann läuft sie weg, damit sie sich den Konfrontationen ihrer Mitmenschen nicht stellen muss
– Nadjas Vater sieht in allem nur noch das Schlechte und hat die Hoffnung auf ein besseres Leben verloren
– Nadjas Mutter lebt in Hamburg, sie ruft aber öfter bei Nadja und ihrem Vater an, um sich zu erkundigen, wie die Beiden zurechtkommen, da sie sich Sorgen macht
– Nadjas Freunde bemerken an Nadja Veränderungen, vor allem in Bezug auf ihr Verhalten den Anderen gegenüber und sie machen sich ebenfalls Sorgen und wollen ihr auf jeden Fall helfen. Sie verurteilen sie auch für nichts und Nadja müsste sich nicht immer so sehr schämen vor ihren Freunden - Generationsspezifische Erlebnisse
– Nadja versucht alles, um ihrem Vater zu helfen (sie kämpft weiter, statt einfach nach Hamburg zu ihrer Mutter zu gehen – das wäre für sie aufgeben)
– Nadjas Mutter hat in Hamburg ein super Jobangebot bekommen und ist deshalb dahin gegangen, um nicht weiterhin arbeitslos Zuhause zu sitzen - Generationsspezifische Erfahrungen
– Nadjas Mutter Unterschied Ost-Berlin(Osten): arbeitslos und Hamburg (Westen): toller Job als Journalistin – Veränderungen müssen nicht immer etwas Schlechtes bedeuten
– Nadjas Vater will den Osten nicht aufgeben, allerdings hat er durch seine Arbeitslosigkeit die Kontrolle über sein Leben verloren
zu ,,in einem Land vor meiner Zeit“
- Generationsspezifische Wahrnehmungen
– Alina findet die frühere Lebensweise und die früheren Trends merkwürdig, sie merkt allerdings relativ schnell, dass eben diese Dinge früher normal waren (dennoch kommentiert sie oft mit negativen Ausdrücken diesen Lebensstil – vor allem in Bezug auf die Kleidung und das Essen) - Generationsspezifische Erlebnisse
– Alina kennt viele Geschichten von dem früheren Leben ihrer Mutter durch Erzählungen oder dem Lesen in ihren Tagebüchern, wodurch sie sich meistens einigermaßen gut in der neuen, alten Zeit zurechtfinden kann - Generationsspezifische Erfahrungen
– Alina nutzt in ihrer Sprechweise viele englische Ausdrücke, die sie sich schnell abgewöhnen muss, da man früher nicht so gesprochen hat
– man kann Parallelen zwischen dem Jugendleben der Mutter Antje und zwischen dem Leben von Alina erkennen, beispielsweise in Bezug auf Jungs (beide haben einen Schwarm)
2. Inwieweit zeigen die Texte ein Aufeinanderprallen von Generationen, Lebensentwürfen
und Erinnerungspradigmen?
zu „drüben!“
> Lebensentwurf
– Lehranwärter studierte das, was ihm eingeredet wurde
• keine Umschulung oder weiteres Studium vorgesehen/möglich, keine freie Beerufswahl
zu „Getrude grenzenlos“
– Inas Mutter hat Angst vor Beobachtungen und das sie ihr gesellschaftliches Vorzeigebild verliert,
wenn Ina mit Gertrude befreundet ist
– Ina versteht die Entscheidung ihrer Mutter nicht, da den Kindern doch Zusammenhalt und
Unterstützung in der DDR beigebracht wird > Gegensatz
– Ina versteht nicht, warum einige Erwachsene Ungerechtigkeiten hinnehmen nur um keine Schwierigkeiten zu bekommen.
zu ,,Bye-Bye, Berlin“
- Aufeinanderprallen von Generationen
– Kinder (Nadja, Timm, Biggi, Pascal – etwas älter dann Robert, Silke)
– Eltern (Nadjas Eltern, Pascals Eltern – die anderen Elternteile werden nicht näher genannt, sie spielen keine Rolle in der Geschichte)
– Ältere Generation (Frau Manke, Richard Kanter) - Aufeinanderprallen von Lebensentwürfen
– Nadja und ihr Vater leben weiterhin in Ost-Berlin, wollen den Osten nicht aufgeben, obwohl sie einfach nach Hamburg zu Nadjas Mutter ziehen könnten (machen sie am Ende dann auch doch noch)
– Nadjas Mutter hat ihr Leben neu gestaltet und scheint ziemlich erfolgreich dabei gewesen zu sein – sie schenkt Nadja zum Geburtstag T-Shirts, neue Turnschuhe und einen neuen Badeanzug. Sie überweist außerdem jeden Monat 300€ für die Miete und gibt Nadja einmal 600€, damit sie doch ans Meer fahren kann - Aufeinanderprallen von Erinnerungsparadigmen
– Nadja ist sehr selbstzweifelnd und sie rastet sehr schnell aus. Außerdem tritt sie Menschen um sich herum ab und zu und läuft weg, weil sie sich für viele Dinge und Situationen in ihrem Leben schämt. Ihr Verhalten tritt meistens auf, wenn ihr eine Situation unangenehm ist oder ihre Mitmenschen kurz davor sind, etwas geheimes herauszufinden – manchmal reagiert sie allerdings auch komplett grundlos über
– Nadjas Vater wird in der Geschichte sehr klischeehaft dargestellt, wie man sich einen typischen „Säufer“ vorstellt
zu ,,Fritzi war dabei“
- Aufeinanderprallen von Generationen:
– Oma
– Mutter und Vater
– Fritzi und ihr Bruder
– Drei Generationen, die die Geschehnisse jeweils anders wahrnehmen
– Vergleich West – Ost - Aufeinanderprallen von Lebensentwürfen:
– Zu Beginn: Vater nimmt Lebensweise der DDR hin und lässt es auf sich beruhen
– Gegen Ende: Vater denkt mehr über Geschehnisse nach (vielleicht auch wegen seiner Frau) und ändert sein Meinungsbild
– Die Mutter möchte in den Westen, protestiert gegen die Handlungsweisen der DDR
– Die Oma ist in den Westen gegangen und hat dafür sogar die Familie vorerst verlassen, sie wollte die Lebensweise der DDR wohl nicht länger unterstützen (ebenso die Familien, die nach Ungarn gegangen sind) - Aufeinanderprallen von Erinnerungsparadigmen:
– Fritzi (beide Kinder) nehmen den Ernst der Lage gar nicht so wahr, sie hinterfragen viel und wissen nicht so recht, was sie denken sollen, weil sie es nicht verstehen – vielleicht bedarf dem mehr Erklärung?
– Eltern haben klare Meinungen (Vater hat zwar verschiedene Meinungen, ist aber dennoch am Ende entschlossen) – erzählen klar und strukturiert
zu ,,in einem Land vor meiner Zeit“
- Aufeinanderprallen von Generationen
– Kind (Alina)
– Mutter (Antje)
– Tante Yvi (früher vs. heute)
– Oma und Opa (früher vs. heute)
3. Welche Bedeutung haben Erinnern und Erzählen für die Konzeption der jeweiligen
Geschichte?
Zu „drüben!“
– die Geschichte basiert auf den Erinnerungen der ganzen Familie zu ihrem Leben in der DDR und die Ausreise aus der DDR
zu ,,Bye-Bye, Berlin“
– Sehr vereinzelnd werden dialektische Ausdrucksweisen eingestreut
– Es werden teilweise Erinnerungen an eine bessere, frühere Zeit ohne Geldsorgen beschrieben
– Die Geschichte spielt zwar zu Zeiten der DDR und BRD, sowie der Grenzöffnung, dennoch wird dieser historische Aspekt verhältnismäßig wenig thematisiert
zu ,,Fritzi war dabei“
– Das kann man gut erkennen, an dem Text der hinten im Buch steht – es wird gesagt, dass die Geschichte auf wahren Erinnerungen verschiedener Personen beruht. Manchmal wurde ein Buchcharakter auch aus mehreren Erinnerungen kreiert
zu ,,in einem Land vor meiner Zeit“
– die Vergangenheit wird von Alina noch einmal durchlebt und dadurch wird den Lesern viel daraus beschrieben und erklärt. Man bekommt Einblicke in das Leben früher durch Alinas Beschreibungen und somit wird die Erinnerung nicht direkt als Erinnerung dargestellt, sondern eben durch diese besondere Geschichte, die Alina erlebt
4. Erkennen Sie den von Gansel benannten Topos wieder? Wo wird er evtl. durchbrochen?
Täter-Opfer-Topos
– vereinfachte Darstellung der Geschehnisse
– Gertrude grenzenlos: „die da oben“ in Form von Stasi als Überwachung der Feinde, aber keine
konkrete Nennung von hochrangigen Personen und Fehlern dieser
– Gertrude grenzenlos, drüben!, Fritzi war dabei: keine Bezüge zur NS-Zeit
– Bye-Bye, Berlin: Nadjas Mutter soll für die Staatssicherheit Nadjas Vater und seine Freunde ausspionieren. Als sie dies abgelehnt hat, verlor sie ihren Job als Chefredakteurin
Widerstandstopos
– für Kinder der Gegenwart: in DDR herrschte ständige Bedrohung und Angst der Menschen
– Bevölkerung gehorchte der Staatsmacht
– Behandlung der Thematiken in Literatur: Proteste, Flucht, Ausreise
– Vereinfachung der Geschehnisse
– Fritzi war dabei: Mutter lässt Fritzi erst nicht mit zur Demonstration gehen, da diese gefährlich
sind ( Überwachung durch Stasi, werden von Polizei versucht aufzuhalten, grundlose Verhaftungen)
– drüben!: Eltern von Simon werden bedroht, beobachtet und bei ihnen wird eingebrochen – weil
sie einen Ausreiseantrag gestellt haben
DDR Bevölkerung wird als Opfer gesehen
– aus dem Blick gerät, dass DDR auch Freundschaft, Solidarität und soziale Sicherheit gebracht
hat
– Unterschiede bei Autoren: die westdeutschen Autoren, die über die DDR geschrieben haben und
die Autoren, die in der DDR gelebt haben
– Bye-Bye, Berlin: Nadjas Mutter soll für die Staatssicherheit Nadjas Vater und seine Freunde ausspionieren. Als sie dies abgelehnt hat, verlor sie ihren Job als Chefredakteurin
– Bye-Bye, Berlin: nach der Grenzöffnung gehen viele Menschen in den Westen, wie auch Nadjas Mutter, und ganze Häuserreihen im Osten stehen leer
Feindbild Lehrer/Eltern
– schuldhaftes Verhalten
– mangelnde Zivilcourage
– Bruch in Eltern-Generationen
– drüben!: Simons Großeltern verstehen die Entscheidung auszureisen ihres Sohnes und ihrer
Schwiegertochter nicht
– Gertrude grenzenlos: Eltern von Gertrude denken anders über die Verhältnisse in der DDR und
werden dadurch ausgeschlossen; gelten als Feinde des Staates; alle die sich mit ihnen abgeben
gelten ebenso als Feinde und werden beobachtet
– Bye-Bye, Berlin: da zum Zeitpunkt der Erzählung gerade die Ferien begonnen haben, werden keine Lehrer Teil der Geschichte. Zum Aspekt Eltern kann man sagen, dass Nadja oft sehr sauer auf das Verhalten ihres Vaters ist und seine Aktionen nicht nachvollziehen kann. Sie hat das Gefühl, dass ihr Vater sich bereits aufgegeben hat
– ,,Fritzi war dabei“:
- Feindbild Eltern: nicht vorhanden, die Kinder und Eltern verstehen sich gut
- Feindbild Lehrer: nicht extrem vorhanden, es gibt aber eine Stelle im Klassenzimmer, wo die Lehrerin deutlich macht, dass sie es nicht gut findet, dass Fritzi bei der Nikolaikirche war – sie sagt zwar keinen Namen, aber da es alle im TV gesehen haben, weiß jeder, dass Fritzi gemeint ist
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